Hallo Hubert,
danke für deinen Kommentar. Es freut mich zu hören, dass die Bilder bei dir Gefallen finden. Die Aufnahmetechnik kann ich gerne noch mal erläutern. In irgendeinem alten Thread hatte ich das glaube ich schon mal getan, aber den habe ich auf die schnelle auch nicht wiedergefunden.
Zur Aufnahmetechnik:
Licht und andere Vorbereitungen:
Nachbearbeitung:
So, ich denke ihr könnt euch jetzt ein gutes Bild davon machen, wie meine Pilzfotos entstehen. Wie ihr seht, ist einiges an Planung, Vorbereitung und Präzision erforderlich. Nachdem ich ein Motiv gefunden habe, bin ich nicht selten 20 Minuten beschäftigt, bevor ich das erste Mal den Auslöser betätige. Zusätzlich beobachte ich wie bei meiner Landschaftsfotografie den Sonnenstand und die Umgebung, um mir das Sujet bei unterschiedlichen Lichtstimmungen vorzustellen, die in nächster Zeit oder zu einer völlig anderen Tageszeit eintreten können. Die Lichtstimmung in Beitrag 38 habe ich beispielsweise knapp 70 Minuten vorher vorhergesehen und solange mit der Aufnahme gewartet. In der Zeit habe ich die Gegend nach weiteren Motiven ausgekundschaftet. All das macht für mich persönlich den Unterschied zwischen Fotografie und "Knippserei" aus.
Abschließen möchte ich den Beitrag mit einem Beispiel, indem ich ich veranschaulichen möchte, warum ich mit großen Blenden fotografiere. Das Bild habe ich nur zu diesen Zweck aufgenommen, weil ich mir dachte, dass die Frage hier mal kommt. Es zeigt mein Motiv aus Beitrag 38. Ich habe das Bild mal auf "konventionelle" Art und Weise aufgenommen, indem ich maximal Abgeblendet habe, um größtmögliche Shärfentiefe zu erhalten. Obwohl diese bei Blende 22 kaum vom vorderen Teil des Hutes bis zum Schaft reicht, wird der Vordergrund und Hintergrund völlig zerstört. Von Bokeh kann man meiner Meinung nach da nicht mehr sprechen. Okay, ich habe das Bild etwa eine Minute vor Eintritt der optimalen Lichtstimmung aufgenommen, was es noch etwas unschöner erscheinen lässt, aber darum geht es hier ja nicht. Seht einfach selbst:
Maximal abgeblendet; ein Bild bei Blende 22:
[IMG:http://highland-arts.de/webstore/Pilz_abgeblendet.jpg]
Stack aus 14 Einzelbilder bei Blende 4,5:
[IMG:http://highland-arts.de/webstore/Stack_MG_3762_R.jpg]
danke für deinen Kommentar. Es freut mich zu hören, dass die Bilder bei dir Gefallen finden. Die Aufnahmetechnik kann ich gerne noch mal erläutern. In irgendeinem alten Thread hatte ich das glaube ich schon mal getan, aber den habe ich auf die schnelle auch nicht wiedergefunden.
Zur Aufnahmetechnik:
- Ich fotografiere stets im manuellen Modus. So kann ich sicherstellen, dass alle Bilder gleich belichtet sind, was für dass Stacking entscheidend ist.
- Das fotografieren vom Stativ ist Pflicht! Abgesehen davon, dass man meiner Meinung nach nur so der beste Bildausschnitt gefunden werden kann, stellt man sicher, das alle Einzelbilder korrekt ausgerichtet sind und es beim Stacking nicht zu Problemen kommt. Außerdem lege ich auf beste Bildqualität wert und dank Stativ brauche ich mir um Verwacklungsunschärfen keine Gedanken machen und fotografiere stets mit ISO 100
- Je weniger Bilder man macht, desto einfacher ist das Stacking. Deshalb empfiehlt sich natürlich das Abblenden. Allerdings lege ich auf eine schöne Hintergrundausflösung wert, was bei dem Gewusel auf dem Waldboden nicht einfach ist. Darum fotografiere ich mit großen Blendenöffnungen, was im Makrobereich ja eher unüblich ist. Meist vewende ich Blendenwerte zwischen 4,0 und 5,6. Aufgrund der geringen [lexicon]Schärfentiefe[/lexicon] muss ich damit natürlich entsprechend mehr Bilder machen.
- Ich nutze Liveview und den 10 Sekunden Selbstauslöser. Ein Fernauslöser wäre zwar besser, aber mein Equipment ist so stabil und standsicher, dass es auch mit dem normalen Auslöser geht.
- Für die erste Aufnahme stelle ich (natürlich manuell) auf den vordersten Teil des Pilzes scharf. Für alle weiteren Bilder wird das Objektiv nicht mehr angefasst. Ich verlagere die Schärfeebene, indem ich mittels Einstellschlitten Kamera und Objektiv dichter an den Pilz herranrücke. Für jedes weitere Bild wird also die Kamera dichter an das Motiv herangerückt. Wie weit man die Kamera zwischen den Aufnahmen heranrücken muss, hängt von der [lexicon]Schärfentiefe[/lexicon] ab. Die [lexicon]Schärfentiefe[/lexicon] ist wiederum vom [lexicon]Abbildungsmaßstab[/lexicon] und der Blende (aber nicht von der Brennweite!!!) abhängig. Da ich Kleinbildformat und große Blendenöffnungen verwende und der [lexicon]Abbildungsmaßstab[/lexicon] auch recht hoch ist, ist die [lexicon]Schärfentiefe[/lexicon] sehr gering. Zum Teil mache ich etwa alle 2 mm ein Bild. Stellenweise reicht es aber auch, jeden cm eine Aufnahme zu machen. Die Abhängigkeit habe ich ja zuvor erläutert. Auch hier hilft Liveview ungemein!
Licht und andere Vorbereitungen:
- Ein nicht zu unterschätzender Aufwand aber ein wirklich entscheidender Schritt ist es, den Waldboden aufzuräumen! Ich entferne alles störende wie Grashalme und umherliegende Äste in einem großen Bereich vor und hinter dem Motiv. Ihr glaubt nicht wie ein kleiner Grashalm oder Ast, der z.B. 40 cm hinter dem Motiv steht, das Bokeh eines Bildes versauen kann. Gerade durch die hohe Hintergrundauflösung meines 150 mm Telemakros, wird dieses kleine störende Element ganz groß aufgeblasen. Manche Leute gehen sogar her und entfernen kleine Tannennadeln vor dem Pilz mit einer Pinzette, aber soweit gehe ich nicht. Es ist ja immer noch Natur und so rupfe ich nur das weg, was wirklich störend ist.
- Ich beleuchte meine Motive bis auf wenige Ausnahmen nur mit natürlichem Licht. Dazu habe ich mir aus einer Rettungsdecke und Pappe Goldreflektoren gebaut, mit denen ich warmes Licht auf den Schaft und die Unterseite des Pilzhutes reflektiere.
- Gelegentlich nutze ich einen Faltdiffusor, um helle Glanzlichter auf der Oberseite des Pilzes zu unterdrücken. Eigentlich müsste man das so gut wie immer machen, aber meine Diffusoren sind alle recht groß und stellenweise nehmen sie dann meinen Reflektoren das Licht, was auch wieder Kontraproduktiv ist. Deshalb werde ich mir hierfür für die nächste Saisson noch eine bessere Lösung einfallen lassen. Wenn ich keinen kleinen Diffusor bekomme, bastel ich mir was. Ideen habe ich genug.
Nachbearbeitung:
- Ich importiere meine RAWs in Aperture (sowas ähnliches wie Adobe Lightroom von Apple). Darin entwickele ich ein Raw aus einer Serie (Weißabgleich etc.) und wende die Anpassungen dann auf alle anderen Bilder der Serie an.
- Anschließend exportiere ich die Einzelbilder aus meiner Datenbank als 8-Bit Tiff, um sie mit der Stackingsoftware bearbeiten zu können.
- Für das Stacking der Einzelbilder nutze ich CombineZM. Das ist eine kostenlose Software, die es allerdings nur für Windows gibt. Da ich einen Mac verwende, habe ich darauf ein virtuelles System mit WindowsXP installiert, worin ich CombineZM verwende. Mittlerweile gibt es wahrscheinlich schon eine viel aktuellere Version davon, aber die, die ich installiert habe, macht auch was sie soll. Man muss nur die Einzelbilder öffnen und anschließend sagen, dass sie gestackt werden sollen. Das dauert dann eine Weile, aber anschließend hat man ein Bild mit durchgehender [lexicon]Schärfentiefe[/lexicon]. Dies speichere ich dann wieder als Tiff, um es anschließend wieder in meine Aperture Datenbank zu importieren.
- Den abschließenden "Feinschliff" bekommt das Bild dann vom mir in Photoshop CS3 verpasst. Hier mache ich dann noch selektive Anpassungen, aber das kennt ihr ja.
- Anmerkung: Als Photoshop CS5 veröffentlich wurde habe ich im Datenblatt gelesen, dass CS5 nun auch das Fokusstacking beherrscht. Trotzdem habe ich es nicht gekauft, da mir eigentlich CS3 reicht. Das war ja auch teuer genug (auch als Studentenversion). Vielleicht werde ich auf CS6 upgraden, wenn es erscheint, aber bis dahin bleibe ich bei meinem Workflow.
So, ich denke ihr könnt euch jetzt ein gutes Bild davon machen, wie meine Pilzfotos entstehen. Wie ihr seht, ist einiges an Planung, Vorbereitung und Präzision erforderlich. Nachdem ich ein Motiv gefunden habe, bin ich nicht selten 20 Minuten beschäftigt, bevor ich das erste Mal den Auslöser betätige. Zusätzlich beobachte ich wie bei meiner Landschaftsfotografie den Sonnenstand und die Umgebung, um mir das Sujet bei unterschiedlichen Lichtstimmungen vorzustellen, die in nächster Zeit oder zu einer völlig anderen Tageszeit eintreten können. Die Lichtstimmung in Beitrag 38 habe ich beispielsweise knapp 70 Minuten vorher vorhergesehen und solange mit der Aufnahme gewartet. In der Zeit habe ich die Gegend nach weiteren Motiven ausgekundschaftet. All das macht für mich persönlich den Unterschied zwischen Fotografie und "Knippserei" aus.
Abschließen möchte ich den Beitrag mit einem Beispiel, indem ich ich veranschaulichen möchte, warum ich mit großen Blenden fotografiere. Das Bild habe ich nur zu diesen Zweck aufgenommen, weil ich mir dachte, dass die Frage hier mal kommt. Es zeigt mein Motiv aus Beitrag 38. Ich habe das Bild mal auf "konventionelle" Art und Weise aufgenommen, indem ich maximal Abgeblendet habe, um größtmögliche Shärfentiefe zu erhalten. Obwohl diese bei Blende 22 kaum vom vorderen Teil des Hutes bis zum Schaft reicht, wird der Vordergrund und Hintergrund völlig zerstört. Von Bokeh kann man meiner Meinung nach da nicht mehr sprechen. Okay, ich habe das Bild etwa eine Minute vor Eintritt der optimalen Lichtstimmung aufgenommen, was es noch etwas unschöner erscheinen lässt, aber darum geht es hier ja nicht. Seht einfach selbst:
Maximal abgeblendet; ein Bild bei Blende 22:
[IMG:http://highland-arts.de/webstore/Pilz_abgeblendet.jpg]
Stack aus 14 Einzelbilder bei Blende 4,5:
[IMG:http://highland-arts.de/webstore/Stack_MG_3762_R.jpg]
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